Interview
ASP - Auszug aus dem Interview mit Asp
Was hat dich dazu gebracht, Musiker zu werden?
Äh, ich kann nicht anders, das bringt mich dazu. Ich überlege mir das immer mal wieder, was es eigentlich ist, weil man natürlich sehr viel erlebt als Musiker, was eigentlich gar keinen Spaß macht Und das ist das "Ich kann nicht anders", also Musik machen war schon immer mein Traumberuf und vor allem das Texte schreiben, auch Geschichten erzählen, das empfinde ich eher als Berufung, als Beruf und ich könnte mir nichts anders mehr vorstellen, zu machen.
Wie sieht der kreative Prozess aus?
Also der kreative Prozess, der startet immer im stillen Kämmerlein. Ich setze mich alleine hin und schreibe Texte und komponiere. Und wenn das alles einen gewissen Reifegrad erreicht hat, dann bringe ich das ganze ins Studio zu meinem Produzenten, mit dem ich dann zusammen das Ganze in richtige Musik übersetze. Also ich habe so ein kleines Programm, mit dem ich komponiere, das sind dann natürlich noch keine echten Gitarren, noch kein echtes Schlagzeug, sondern das ist alles elektronisch. Und wenn das soweit ist, dann gehen wir ins Studio und nehmen die ganzen Melodien dann richtig auf. Und während das passiert, während wir dann die Musik mit den Musikern auch im Studio produzieren, während dessen kümmer' ich mich dann auch schon um die Artworks. Ich mach die Artworks selbst. Ich gebe den Artworkern ein Breefing und sage, das und das habe ich mir vorgestellt, das möchte ich umgesetzt sehen. Ja, und irgendwann ist dann, wenn alles gut geht, zu einem bestimmten Zeitpunkt, einer bestimmten Deadline, alles fertig und dann [geht’s, Erg.d.Red.] ins Presswerk.
Hat die Trennung vom Gitarristen irgendwelche Auswirkungen gehabt, auf das neue Album?
Hm, natürlich, indirekt hat [...] immer eine Trennung Auswirkungen, das ist ganz klar.
Es war ja auch keine wirklich freiwillige Trennung und das war schon eine unangenehme Geschichte, aber auf die Musik hat das eigentlich keinen Einfluss. [...] ich habe einfach das gemacht, was ich immer gemacht habe, und das hat auch jetzt in der neuen Besetzung sehr gut funktioniert. Und im Gegenteil kam es mir eher so vor, als könnte ich wieder befreiter mich auf die einzelnen Songs konzentrieren; und das genauso umsetzen, wie ich das auch gemacht habe. [...]
Wie hat sich die Suche nach den neuen Gitarristen gestaltet?
Na es sind ja zwei Dinge. Zum einen, musste ja ein Produzent gefunden werden.
Das war ja eine Mehrfachbelastung in Personalunion vorher.
Und den Lutz Demmler hab ich dann einfach deswegen gefunden, weil wir uns schon sehr lange kannten und uns auch immer gut verstanden haben. Und mit ihm hab ich dann auch die Platte zusammen produziert. [...] dass er dann auch nachher auf der Bühne stehen wird um Gitarre zu spielen, das hat sich dann eigentlich erst im Laufe der Zeit herauskristallisiert.
Und er hat aber noch einen zweiten Gitarristen mit in die Band gebracht, der sehr virtuos an seinem Instrument ist und das ist der Sören Jordan.
[...] das gibt uns neue Möglichkeiten auf der Bühne, gibt uns vor allem auch die Möglichkeit von unserem Einspieler – wir haben einen Einspieler wo die ganze Elektronik, wir haben keinen Keyboarder sondern lassen das eben mitlaufen – und da die Gitarre raus zu verbannen, was vorher eben viel war, sondern es wirklich live zu spielen mit zwei Gitarristen, das macht viel Spaß.
[…]
Hast du ein Lieblingsalbum von deinen eigenen, außer dem Neuen?
Eigentlich ist mein Lieblingsalbum die Weltunter, weil ich finde, dass es eine ganz hervorragende Platte ist; und es ist so ein bisschen das verlorene Kind. Als diese Platte heraus kam, hat kurz danach, also wirklich sehr sehr kurz danach, unser damaliger Vertrieb pleite gemacht und unsere niegelnagelneuen CDs hingen in der Konkursmasse fest. Und das waren ziemlich schreckliche Momente in unserer Karriere, auch, weil – man macht ein neues Album und das verpufft dann so und das war so weg.
Und vielleicht hab ich deswegen ein sehr nostalgisches Gefühl, wenn ich daran denke und man hat immer so ein bisschen das Gefühl, […] dass man dieses Album noch so ein bisschen mehr hätte fördern können. Und außerdem halte ich es für ein einfach unglaublich schönes, düsteres Album, das aber nicht zu depressiv ist. Und es sind sehr viele kleine schöne Geschichten drauf, die ich auch heute noch sehr mag. Z.B. "Stille der Nacht" finde ich immer noch wunderschön und auch, wie soll ich sagen, viele Songs klingen da so leicht daher gesungen und das mag ich eigentlich am liebsten, wenn man schöne Texte schreiben kann und es am Ende aber nicht auffällt, wie gut sie gemacht sind, um mich jetzt nicht zu sehr selbst zu loben.
Ein Lied, was du am liebsten live perfomst?
Hmm, es gibt tatsächlich viel zu viele. Ich kann jetzt keines wirklich... Na vielleicht kann man es so erklären: es gibt so ein paar Lieder, die eigentlich ganz fest in eine ASP-Setlist gehören, obwohl sie nie Single waren, obwohl sie vielleicht auch nie die großen Hits waren, aber ohne die ich trotzdem nicht auskomme. Das ist z.B. Demon Love, ein eher ruhiges Stück, dass ich eigentlich immer gerne singe, weil ich die Gesangsmelodie sehr schätze. Und ansonsten habe ich eher immer das Problem, dass ich eigentlich vier Stunden Programm locker füllen könnte mit Songs, die ich gerne spielen würde und das ist natürlich nicht machbar.
Mit wem würdest du gern mal gemeinsam auf der Bühne stehen?
Mit Loreena McKennitt würde ich gerne auf der Bühne stehen. Weil ich sie sehr bewundere, weil ich das ganz toll finde. Und weil ich diese Musik sehr mag. Das ist auch was, was ich privat sehr oft höre, weil man natürlich nicht immer das [...] hören kann, was man auch selbst macht. Ich lass mich auch viel durch verschiedenste Musikstile inspirieren und das wäre auf jeden Fall ein Künstler, mit dem ich gern mal was machen würde, obwohl ich mir wahrscheinlich sehr klein und bedeutungslos dagegen vorkommen würde.
[...]
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Hoffentlich immer noch auf Bühnen und hoffentlich etwas entspannter und hoffentlich körperlich in besserer Verfassung. Das soll das Ziel sein.
Bist du ein Familienmensch?
Ähm, es ist schwierig, auf so eine Frage eine schöne und politisch korrekte Antwort zu geben.
Ja, ich bin ein Familienmensch. Ich habe Familie und ich glaube ich bin nicht besonders gut darin.
Es ist einfach so: Musiker sind immer ein klein bisschen egoman und sind auch immer ein bisschen selbst Kinder, und das kann sehr schön sein, wenn man Familie hat, aber es ist...
dieses Leben das ich auch führe – ich arbeite fast jeden Tag 14 bis 18 Stunden und es ist so wenig Zeit für Privatleben und Beziehungspflege – […] einen Partner zu haben, der das auf Dauer mitmacht, ist extrem schwer. Und das versteh ich auch, dass es extrem schwer ist.
[...] ich habe einen Sohn und für den nehme ich mir sehr viel Zeit und wir sehen [uns] sehr häufig, obwohl die Beziehung dahinter schon längst nicht mehr existent ist.
Und ich hab mir auch sagen lassen, dass ich das ganz gut mache. Aber ich habe immer so einen leisen Zweifel, [ob] man mit einem Rock-Musiker als Vater so das optimale bekommt. Aber wer bin ich, das zu beurteilen, das wird mein Sohn irgendwann sein.
Der schönste Ort auf Erden?
Muss ich noch finden, weiß ich nicht. Meistens mein Bett.
Wenn du für einen Tag im Leben eine Frau sein könntest, was würdest du tun?
Ich würde den ganzen Tag vorm Spiegel sitzen und mit meinen Brüsten spielen.
[…] Nein, das ist vielleicht [...] ein bisschen verallgemeinert. Es hätte bei mir aber auf jeden Fall eine sexuelle Ebene.
Also ich würde auf jeden Fall erfahren wollen, wie man sich fühlt, als Frau mit einem Mann zu schlafen, oder vielleicht auch mit einer Frau, das muss ich mir noch überlegen.
Wenn morgen die Welt untergehen würde und du wüsstest es, was würdest du tun?
Mich vom Internet fern halten.
Warum?
Weil es Bedeutungsvolleres gibt. Weil ich viel zu viel Zeit mit dem Internet verliere.
Du bist also meistens digital in der Welt unterwegs?
Viel zu viel ja. Es ist natürlich so, Fan-Nähe hat immer seine Vorteile und seine Schattenseiten. Wir haben ein Forum in dem ich sehr aktiv bin, selbst, und das frisst natürlich viel Zeit weg.
Aber die Leute mögen es, also sie mögen es auch, fast privat mit mir sprechen zu dürfen. Aber man darf sich wirklich nicht ablenken lassen. Früher, wenn jemand gefragt hat "Was empfiehlst du einer neuen Band?" hab ich immer gesagt, du brauchst 10% Talent und 90% Fleiß. Und heute sag ich, du brauchst 10% Talent, 40% Fleiß und der Rest, lass dich bitte nicht vom Internet ablenken. Ich muss schon sagen, so Seiten wie Facebook oder so, die heucheln ja eine Menge Nähe. Diese Nähe ist aber rein virtuell und ich finde, es nimmt einem viel im realen Leben, wenn man sich so abhängig macht von diesen Internet-Plattformen. Ich finde das alles andere als sozial, diese Netzwerke.
[...]
Wenn Du eine Comic-Figur wärst, wer wärst Du dann?
Wenn ich eine Comic-Figur wäre, ich glaube dann wäre ich Calvin von Calvin und Hobbes. […] Das war eine sehr schöne Comicstrip-Serie, die immer ungefähr mit sechs Bildern ausgekommen ist. Es geht um einen kleinen Jungen und seinen Stofftiger, den er imaginär zum Leben erweckt hat und mit dem spricht, und oft auch sehr bittere Weltanschauungsansichten teilt, die sehr zynisch sind, sehr erwachsen teilweise, und das ganze trotzdem mit sehr kindlichem Humor verbindet. Und dieses kindliche und gleichzeitig zynische, ich glaub, das habe ich auch ein bisschen.
Was hältst Du persönlich für Deine schlechteste Eigenschaft?
Hmmm, Unausgeglichenheit
Und Deine beste?
Großherzigkeit.
[...]
mica, agla