Konzertbericht
Nightwish / Pain / Krieger
23. Februar 2008
Leipzig, Arena
Kurz nach 20:00 Uhr stand die erste Vorband, KRIEGER, auf der Bühne. Diese lassen sich mit ihrem Sound und den teilweise rotzigen und provokanten Texten noch am ehesten als eine Mischung aus Punk und Rammstein beschreiben. Laut und unterhaltsam war der energiegeladene Auftritt der Dresdener auf alle Fälle, bei dem Songs wie „Heimat“, „Krieger“ und „Gib mir einen Kuss“ zu hören waren. Auch wenn die Musik der Jungs wohl nicht den Geschmack jedes einzelnen treffen konnte, am Auftritt an sich gab es nichts auszusetzen und somit sollten sie sich doch zumindest den vollsten Respekt des Publikums erspielt haben.
Nach dem etwa halbstündigen Auftritt von KRIEGER, stieg in mir während der Umbaupause bereits die Vorfreude auf PAIN, die als Nächstes an der Reihe sein sollten. Doch diese währte nicht lange. Denn schon die Umbauarbeiten ließen darauf schließen, dass etwas nicht stimmte. Und spätestens beim Intro sollte auch dem Letzten klar geworden sein, dass jetzt keinesfalls PAIN zu sehen sein würden. Verwunderung und Verwirrung war in einigen Gesichtern zu lesen. Doch auch diese Frage sollte sich im Laufe des Abends klären... So erfuhr das Publikum später von Marco Hietala (Bass), dass die Schweden am Abend zuvor in einen „Straßenkampf“ geraten waren und einige Verletzungen davon getragen hatten, die einen Auftritt an diesem Abend nicht zuließen. Einen großen Applaus gab es für PAIN trotzdem vom Publikum...
Nun aber zum Liveauftritt von NIGHTWISH, der nun wider Erwarten schon gegen 21:30 Uhr begann. Nach einem düsteren aber doch eher ruhigen Intro, rockten Anette Olzon und die Jungs sofort mit ihrer aktuellen Single „Bye Bye Beautiful“ die Bühne. Es folgte „Cadence Of Her Last Breath“. Beide Tracks wurden von tollen Pyroeffekten unterstützt, die den Fans noch den gesamten Abend versüßen sollten. Mit einem „Geht es euch gut?“ begrüßt Anette nun das Leipziger Publikum und fragt gleich im Anschluss: „Are we gonna rock?“ Sie kündigt „Dark Chest Of Wonders“ an und die Spannung steigt, wie sie den Song aus der Tarja-Ära wohl umsetzen wird. Anette überzeugt auf der ganzen Linie. Sie singt den Song auf ihre Art, verleiht ihm eine eigene Note, genauso wie danach „Ever Dream“. Live ist Anettes Stimme noch viel kraftvoller und klarer als auf dem Album. Sie begeistert nicht nur mich, sondern das ganze Publikum von Song zu Song mehr... Bevor es weiter geht, erzählt Anette, dass sie obwohl sie doch ein „nice girl“ ist, auch schon mal „a little bit dirty“ sein kann. Nun kommt sie auf den heutigen Abend und ist sich sicher, dass da noch so einiges möglich ist, erinnert aber doch die Jungs gleich daran „to please wear condoms“ – eine etwas seltsame, aber auch amüsante Art und Weise um auf den folgenden Song „Who Ever Brings The Night“ überzuleiten, zumindest hat sie doch dem einen oder anderen ein Schmunzeln entlockt...Voller Energie bringt Anette diesen Song rüber, ebenso wie „Amaranth“, bei dem die Schwedin das Publikum ordentlich anheizt und animiert. Tuomas schüttelt am Keyboard immer wieder ordentlich seine Mähne - und dass er, Marco, Emppu und Jukka einfach nur genial an ihren Instrumenten sind, brauche ich hier schon fast nicht mehr erwähnen. Nun wird es mit „The Islander“ etwas ruhiger und dezente Flammen, die nun die Bühne schmücken, lassen bei diesem wunderschönen Lied, welches von Marco voller Gefühl vorgetragen wird, eine leicht romantische Stimmung aufkommen und wecken sogar so eine Art Sehnsucht... Es folgt „The Poet And The Pendulum“, für mich das Highlight des Abends und ein wahrer Genuss für die Ohren... Wer diese Komposition schon auf dem Album genossen hat, ist live erst recht auf seine Kosten gekommen. Dieser facettenreiche Song berührt einfach das Herz und die Pyroeffekte dazu rauben einem beinahe den Atem – von brennenden Windmühlenrädern bis hin zum roten Lametta das langsam auf das Publikum herab rieselt, ist alles dabei. Es schließen sich „Dead To The World“ und „Sahara“ an, doch schon folgt mit „Nemo“ der letzte Song des Abends. Das Publikum bricht in Jubel aus und rockt noch einmal was das Zeug hält. Neben mir werden wieder ordentlich die Mähnen geschüttelt, und ich genieße die Klänge einfach noch ein letztes Mal in vollen Zügen. Dann verabschiedet sich Anette mit einem „Now, I will go to the toilet“.
Einige Minuten wird die Halle von lauten Zugabe-Rufen, Pfiffen und Applaus erfüllt bis NIGHTWISH auf die Bühne zurückkehren und mit „Wishmaster“ und „Wish I Had An Angel“ die Halle noch ein letztes Mal zum Beben bringen...Unter tosendem Beifall verlässt die Band dann nach einigen Verbeugungen endgültig die Bühne. Kurz nach 23:00 Uhr ist leider alles vorbei…
Eines steht nach diesem Konzert für mich jedenfalls fest: Vergleiche zwischen Anette und Tarja sind vollkommen fehl am Platz, denn hierbei handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Stimmen und Persönlichkeiten. Anette hat mich mit ihrer fröhlichen, herzlichen Art und ihrem Gesang an diesem Abend vollkommen überzeugt. Und auch wenn ich anfangs dem Ganzen etwas skeptisch gegenüber stand, so bin ich doch mittlerweile der Meinung, dass NIGHTWISH keinen besseren Ersatz für Tarja hätten finden können. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls schon auf das nächste NIGHTWISH-Konzert und bin gespannt was die Jungs und Anette in Zukunft noch erreichen werden und welche musikalischen Highlights noch auf uns zukommen.
koeh