Konzertbericht

Kissin' Dynamite

12. Juli 2008
Sachsenring, Karthalle

Die folgenden Zeilen könnten ebenso gut unter dem Motto "Konzertbesuch einmal anders" laufen. Denn eine Band im Rahmen einer Raceparty zu einem Motorradweltmeisterschaftslauf live zu erleben, ist doch etwas anderes als zu einem normalen Konzert zu gehen. Hier trifft man nun mal nicht nur auf die üblichen Rock- und Metal-Fans, sondern findet ein breit gefächertes Publikum vor, wo sich im Normalfall sicherlich nicht jeder freiwillig auf so ein Konzert begeben würde. Außerdem setzt sich die Menschenmasse in der Karthalle zu einem Teil aus stark alkoholisierten älteren Herren zusammen, was darauf schließen lässt, dass es hier etwas verrückter und wirrer zugehen wird, als man das von einem Konzert gewohnt ist.

Wenige Minuten nach der legendären alljährlichen Fahrervorstellung, die sich wie immer stark in die Länge gezogen hatte, betreten Hannes, Jim, Ande, Steffen und Andi die Bühne. Die Skepsis, die sich im Publikum beim Anblick der fünf jungen Herren breit macht, sollte jedoch sofort wieder verflogen sein. Denn mit My Religion rocken Kissin' Dynamite gleich richtig los und der ein oder andere scheint schon den Refrain mitgröhlen zu können. Nach einer kurzen Bandvorstellung geht es mit I Hate Hip Hop weiter und diese Zeilen sprechen wohl doch vielen im Publikum aus der Seele. Auch bei den folgenden Songs wie Out In The Rain und Heartattack zeigen die Jungs, was sie spielerisch und gesanglich so drauf haben. Hannes heizt das Publikum immer wieder ordentlich an und es macht einfach nur eine Riesenfreude der Band zuzuhören und zuzuschauen. Hier und da ist bei Jim, Ande und Steffen synchron rocken und synchron Head bangen angesagt, was nicht nur den Jungs auf der Bühne sondern auch den Zuhörern davor sichtlich Spaß macht. "Diesen Song habe ich mal geschrieben als ich einen Alptraum hatte" erklärt uns Hannes. Und als nun bei Zombie eine "attraktive ältere Dame" die Bühne betritt, ist auch allen klar warum der Sänger wohl eine gruselige Nacht hinter sich hatte. In der Halle wird weiter abgefeiert und mitgesungen - so soll es sein.

"Die Kinder sind gar nicht mal so schlecht" höre ich es hinter mir ertönen. Kinder - also das will ich doch überhört haben. Es handelt sich hier immerhin um fünf Jugendliche, welche die Bühne schon wie die ganz Großen in diesem Business rocken - und das soll Ihnen erstmal einer nachmachen. Ich frage mich hingegen eher immer wieder, wie man mit 16 Jahren so eine hammermäßige Stimme haben kann. Doch fürs Philosophieren bleibt keine Zeit. Mit Steel Of Swabia, dem nach eigener Aussage bisher härtesten Song der Jungs, wird heftig weiter gerockt, ebenso bei Kings Of Metal von Manowar und Welcome To The Jungle. Nicht nur die Band, sondern auch das Publikum ist in Höchstform und als wir nun Let's Get Freaky, den offiziellen IDM-Song 2008, auf die Ohren bekommen, gibt es kein Halten mehr. Wer hier nicht seinen Spaß hat, ist selber Schuld. Ich für meinen Teil genieße den Auftritt der Fünf jedenfalls in vollen Zügen. Ready Steady Thunder und TNT von AC/DC bilden dann den krönenden Abschluss des Abends. Noch einmal geht es ordentlich ab, dann müssen die Jungs die Bühne leider verlassen. Denn an diesem Abend soll noch eine weitere Band (Die Toten Ärzte) zum Zug kommen.

Auf dem Weg durch die Menschenmassen an die frische Luft und dann die Goldbachstraße hinunter zum Auto, lasse ich den Abend in meinem Kopf noch einmal Revue passieren und zwitschere fröhlich den ein oder anderen eben gehörten Song vor mich hin. Auch wenn es sich hier nicht um ein handelsübliches Konzert gehandelt hat, dies war mit Abstand der geilste Gig, den ich je erlebt habe. Die Stimmung in der Karthalle war einfach fantastisch und Kissin' Dynamite haben einen rundum genialen Auftritt mit einer tollen Bühnenshow abgeliefert. Ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die diesen Abend noch lang in Erinnerung behalten wird und sich schon auf ein nächstes Mal freut.

koeh

 

 

12.07.2008

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