Konzertbericht

Rock gegen Ausbeutung - Private Eyes

(Konzert im Anschluss an eine Veranstaltung der Unicef Hochschulgruppe Chemnitz)

15. Juni 2009
Club der Kulturen, TU Chemnitz

Ein etwas anderes Konzert, weil in besonderem Rahmen, fand im Juni in Chemnitz statt.
Der studentische Club der Kulturen beherbergte an diesem Abend eine Fotoausstellung der örtlichen Unicef Hochschulgruppe. Die Bilder hierzu wurden am Mittwoch zuvor gemacht: Studenten der TU setzten ein visuelles Statement gegen Ausbeutung.

Der Abend wurde eingeleitet von einem Vortrag über die Arbeit von Unicef, sehr anschaulich gemacht von Arvind Singhal, der an der University of Texas lehrt und im Rahmen der American-African-European Summer School bereits mit der TU Chemnitz zusammenarbeitete.

Im Anschluss fand dann in recht überschaubarem Rahmen das Konzert der Chemnitzer bzw. Cottbusser Rockband Private Eyes statt.
Mit viel Elan startete der Vierer in den noch frühen Abend, und schleuderte dem neugierigen Hörer erst einmal einen brachialen Soundteppich entgegen. „So klang der Rock'n'Roll als er nach Vittula kam"1 Es dauerte seine Zeit, bis die Musik sich etwas richtete, die beiden Gitarren näherten sich einander an und ergaben bald schon mit Schlagzeug und Bass eine sehr attraktive Mischung. Nach dem instrumentalen Einstieg dann die Feuerprobe für den singenden Gitarristen, doch das war gar nicht so leicht... von Gesang keine Spur. Der Grund lag hier in technischen Problemen der derben Art, denn das Mikrophon war – um es mal vorsichtig zu sagen – schlicht und einfach im Arsch. Da konnte die Melodieführung noch so eingängig sein, wenn man vom Text nur schleichende Laute, die stark an Hundegebell erinnerten, mitbekommt, steht es eben um die Stimmung nicht so gut, und das leider nicht nur auf der Bühne. Endlich, nach einem Mikrotausch, begann man auch die inhaltlichen Formen der Musik zu erahnen, auch wenn – ich muss es leider erwähnen – die Dissonanzen zwischen Gesang und Instrumenten, vor allem aber in den wenigen mehrstimmigen Passagen zeitweilen sehr an meinen Nerven zerrten.
Ein absolut erfolgloser Versuch witzig zu sein folgte dem zwischenzeitlichen (Nach-?)Stimmen der Instrumente: „weil wir unsere Songs in unterschiedlichen Höhen schreiben.“
Doch die Stimmung im nun schon besser gefüllten CdK stieg langsam, und beim Weg zur Toilette merkte man, dass der Sound eigentlich gar nicht so miserabel war. Im Vorraum überkam einen sogar beinahe das Bedürfnis das Tanzbein zu schwingen, oder wenigstens einmal kurz das Haar zu schütteln (kleine Mosh-Attacke auf dem Damenklo... solltet ihr auch mal ausprobieren). Dennoch kam man um die allgemeine Unverständlichkeit nicht herum.2 Auch die Lautstärke war für den kleinen Raum eher suboptimal, und erst ganz zum Schluss konnte man einen Blick auf den im Hintergrund sitzenden Bassisten erhaschen (wir hatten uns schon gefragt, wie die ohne Bass die Tiefe in die leider sehr stark geschrammelten Songs bringen konnten).
Trotz technischer Pleite und stellenweise verunglimpfter Songs muss man der Combo neidlos zugestehen, dass sie dem Publikum richtig einheizten. Als Zugabe stimmte die Dame an der Gitarre noch einen Song an, den man so ganz sicher nicht erwartet hatte. Wir waren völlig perplex, denn im Vergleich zu ihr klang der Kollege am Mikro wie eine bellende Version Alexi Laihos auf der Suche nach Tönen (wo die sich wieder versteckt hatten?)
Fazit: So fies das alles jetzt klingen mag, Privat Eyes sind eine Band mit Potential. Viele gute Ansätze sind da und ausbaufähig, doch letztlich konnten sie leider nur ein Programm auf Schülerband-Niveau zeigen.
apae, mica

1 siehe Mikael Niemi: Populärmusik aus Vittula – nach bestem Wissen und Gewissen von der schMuRzi Chefredaktion empfohlen!

2 mica: „Singt der Russisch?“ (beide versuchen, den Text zu verstehen – plötzlich schreien sich beide gleichzeitig an, weil sie’s verstanden haben (oder auch nicht): „I’m not sure“ (mica) / „cannot show“ (apae)

 

15.06.2009

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