Konzertbericht

Roger Chapman / Blizzard

16. Mai 2009
Chemnitz – Arena Club

Pünktlich um 20:00 Uhr beginnt an diesem Samstag das Vorprogramm zu Roger Chapman im Arena Club im Chemnitzer Messegelände. Die Vorband ist, wie auch schon beim letzten von schMuRzi besuchten Konzert, das Freiberger Quartett (bzw. Quintett, wie sich im Laufe des Auftritts noch herausstellen soll) Blizzard. Sie entpuppen sich als quasi- Hausband des Etablissements, denn die Ansage nach Eröffnung des Abends beinhaltet auch die Information, dass dieser Auftritt bereits der 15. im Arena Club ist. Mit Coversongs wie Deep Purple's Maybe I’m a Leo sowie eigenem Material, z.B. Ruthless Silence beweisen die Jungs ihr hohes Live-Potential. Der Fokus der ersten Songs liegt zwar etwas sehr auf Bassist und Sänger Christian Bellmann, doch es wäre kein Rock, wenn nicht auch das obligatorische Gitarrensolo seinen festen Platz hätte, und während langsam auch Keyboarder Marcus Schumann mit ansteigender Tätigkeit in Fahrt kommt, kann auch Matti Illgen, seines Zeichens Gitarrist der Gruppe, die sein stimmliches Vermögen unter Beweis stellen, so z.B. in der Ballade Solidified Feelings. Doch plötzlich wird – ganz sportlich – der „Ersatzspieler“ ins Boot geholt, so tauschen also die beiden Schlagzeuger ihre Plätze, der eine rauf, der andere runter von der Bühne.

Mit Confusions, oder dem abschließenden Sides können Blizzard noch einmal richtig punkten, die Band zieht allesamt in ihren Bann. Blizzard können auf ein ausgewogenes und abgerundetes Programm zurück sehen, das sichtlich beim Publikum angekommen ist. Erwähnenswert ist auch auf jeden Fall die außerordentlich gute Beleuchtung – wann bekommt man mal eine Vorband mit derart atemberaubendem Lichtspiel zu sehen? – sowie der wirklich sehr gute, klare Sound.
Gegen 20:40 beenden Blizzard ihren Auftritt, die Zuschauer pendeln zurück zur ein oder anderen Sitzgelegenheit, bzw. zur Bar, und während auf der Bühne umgebaut wird, säuselt gedämpfter Schmusepop aus den Lautsprechern.

21:15: Roger Chapman und seine berühmte Shortlist betreten die Bühne.
Sie eröffnen die Show mit Kiss till it Hurts, und sehr schnell beweisen die Musiker – allesamt – dass sie wirklich was auf dem Kasten haben. Vor allem Background-Sängerin Helen Hardy lässt unsereins die Kinnlade offen stehen. Chappo und Band können von Anfang an überzeugen, so z.B. auch mit Liedern wie Mango Crazy, Sweet Bird oder Two Pieces of Silver, welches sowohl auf der 96er Kiss My Soul als auch, wie schon der Opener, auf dem aktuellen Album Hide Go Seek zu finden ist. Gelegentlich greift Gitarrist Steve Simpson zur Fidel wie z.B. bei Keep on Move. Ruhiger wird es bei Songs wie dem Bob Dylan -Cover Blind Willy McTell, wobei hier Goeff Whitehorns bluesige Gitareenparts im Mittelpunkt stehen. Doch weitestgehend halten sich die ganz ruhigen Momente in Grenzen, der Abend sprüht vor Energie, ganz genau wie die Musiker, so hüpft und springt Mr. Chapman ganz gerne mal auf der Bühne herum, und das trotz seiner 67 Jahre. Der Schwerpunkt des Sets dürfte wohl auf älteren Stücken sowie dem 2006er Album One More Time For Peace liegen, dessen Titeltrack und Opener auch heute Abend im smarten Country-Style zu überzeugen weiß. Wenn auch die Beleuchtung direkt vor der Bühne ein wenig mau aussieht, so kann man von weiter hinten einer Lichtshow folgen, die ein wenig an Glücksspielautomaten erinnert, vielleicht ein wenig zu schnelle Farbwechsel für den Chappo-Musik-Stil, aber gut...

Gegen 22:35 verlassen die Musiker die Bühne, vorerst, denn dass es Zugabe-Rufe regnen würde, ist sicher allen klar. Und so geht es noch einmal in den Endspurt mit Liedern wie Oh Brother, take me. Und dann endlich kommt das, worauf wohl 90% aller Zuhörer an diesem Abend warten... „Goeff, do that fucking Mike Oldfield“ und die Freude ist enorm, denn schon erklingen die markanten Töne, die das Publikum in euphorischen Tanz- und Schunkeleinlagen aufnehmen. Armer Roger Chapman, auch heute noch, mehr als 25 Jahre danach, wartet die Welt scheinbar nur auf diesen Song. Aber auch den meistert er gemeinsam mit seiner Shortlist. Ganz klassisch wird danach natürlich auch Short List gespielt (das war aber doch klar) bevor es in die Reprise zu Shadow on the Wall geht. Das wäre eigentlich ein perfekter Abschluss gewesen, doch die Dame und Herren legen noch eins drauf: Mit My Your Mind und dem ansprechenden Refrain „let's spend the night together“ verabschieden sich der britische Kult-Rocker und seine Freunde gegen 23 Uhr und entlassen ein höchst zufriedenes Publikum, das am Ende ganz überrascht feststellt, dass ihnen die Zeit viel kürzer verstrichen ist, als die Uhr anzeigt.
mica

 

16.05.2009

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