Konzertbericht

Lacrimosa / Eisblume

04. September 2009 
Chemnitz, Wasserschloss Klaffenbach

Ab 17.30 Uhr öffnete sich das Tor zum Wasserschloss für die Konzertbesucher. Die Location war durchaus passend gewählt, denn die vielen, zum Teil sehr extravagant gekleideten, Gäste fügten sich sehr gut in das Ambiente ein und erzeugten das Gefühl, man finde sich in einer anderen Epoche wieder, was nur durch diverse Getränke- und Essbuden gestört wurde.  
Pünktlich 19.00 Uhr begann Eisblume mit dem Vorprogramm und ebenso pünktlich begann auch das bis dahin sehr dezente Nieseln in richtigen Prasselregen umzuschlagen. Schade war nur, dass die Sängerin zu Beginn mit ihrem Mikro zu kämpfen hatte und erst gegen Ende des ersten Songs zu hören war.
Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch und es waren auch einige Fans der Vorband anwesend, die sich nicht von Wetter und Technik stören ließen und munter die Songs wie Eisblume, Leben ist schön oder Land in Sicht mitsangen und tanzten. Sängerin Ria und ihre Jungs gaben sich große Mühe die Stimmung anzuheizen, trotz diverser Probleme, wie technischen Schwierigkeiten, die sich in mehrfachen unangenehmen Rückkopplungen äußerten, und den lauten Rufen einiger, zum Teil sehr stark angetrunkener, Lacrimosa-Fans, die lieber auf jede Vorband verzichtet hätten.
Nach ca. 45 Minuten beendeten Eisblume ihren Auftritt mit Louise.
Nichtsdestotrotz ein gelungener Auftritt, der nicht nur den Musikern Spaß gemacht hat und den auch der, mittlerweile nachlassende, Regen nicht trüben konnte.  

In der Pause zwischen den Auftritten machte auch der Regen eine Pause und es machte sich die Hoffnung breit, Lacrimosa vielleicht doch halbwegs trocken genießen zu können.
Sämtliche Fans strömten Richtung Bühne und plötzlich wurde es richtig eng. Wo immer diese Massen sich vorher versteckt hatten, dort musste es auf jeden Fall viel Platz gegeben haben, denn der Innenhof war mit einem Mal sehr gut gefüllt.

Und wie sollte es auch anders sein, selbstverständlich setzte mit dem ersten Song von Lacrimosa auch der Regen wieder ein.
Als besondere Showeinlage blieb Tilo Wolff zu Beginn backstage und war live über einen Bildschirm zu sehen, der am Bühnenrand aufgebaut worden war. Die Stimmung war sofort unglaublich gut. Sie wurde aber noch besser, als Tilo die Bühne betrat und Alleine zu zweit angestimmt wurde. Überall tanzten und sangen die Fans, zum Teil mit und zum Teil ohne Regenschirm. Immer wieder sorgten altbekannte Lieder wie Alles Lüge oder Der Morgen danach für Begeisterung.
Und auch Tilo selbst zog einen in seinen Bann, nicht nur mit seiner unverwechselbaren Stimme, sondern auch mit seiner Art sich zu bewegen, die Songs zu fühlen und ihnen Ausdruck zu verleihen; so als wolle er ein unsichtbares Orchester dirigieren. Man konnte sich dem ganzen Flair nicht entziehen und wurde von der Musik fortgetragen, zurück in eine Zeit, die längst vergangen ist und doch immer noch eine gewisse Faszination ausübt. Es spricht für sich, dass sich das Publikum aus allen Altersgruppen rekrutierte und auch wirklich jeder auf seine Art von der Musik bewegt wurde. Menschen mit geschlossenen Augen, die sich im Takt hin und her wiegen, andere laut mitsingend und wieder andere tanzten.
Umso unverständlicher verhielten sich dann zwei „erwachsene“ Fans, die sehr aggressiv auf ein jüngeres Mädchen losgingen und gewaltsam versuchten, ihr den Schirm zu entreißen, damit der Blick auf die Bühne nicht blockiert werde. Dabei ging auch die Brille eines anderen jungen Konzertbesuchers zu Bruch, was den bösartigen Mann aber nicht dazu veranlasste, sich zu entschuldigen, im Gegenteil. Dieses Verhalten ist absolut inakzeptabel. Solche „Fans“ sind nicht erwünscht. Nirgendwo. 
Schade, dass dieses absolut traumhafte Konzert so überschattet wurde.

Musik sollte die Menschen verbinden und gerade die Lieder von Lacrimosa haben eine unglaubliche Magie, die durch den Charme des Wasserschlosses noch verstärkt wurde. Es war fast wie in einem Traum. Die Zeit verging rasend schnell, man hatte das Gefühl, das Konzert habe gerade erst begonnen, als es sich bereits wieder dem Ende zu neigte. Beim Verlassen des Wasserschlosses war es, als würde man langsam aus einer Trance erwachen, die Menschen verstreuten sich, man spürte das leise Nieseln wieder und irgendwie erfüllte eine warme Glücksseligkeit das Innere, leicht durchzogen von dem Bedauern, nach Hause gehen zu müssen.
fsch

 

04.09.2009

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