Konzertbericht
The 69 Eyes / Lacrimas Profundere / Mandragora Scream
05. Februar 2010
Dresden, Reithalle / Straße E
Noch vor dem Konzert selbst hatten wir die Gelegenheit, mit Terry Horn von Mandragora Scream ein kleines Interview zu führen. Einen Auszug daraus findet ihr in unserer Interview-Sektion.
Das Konzert selbst begann pünktlich zur Zeit abendfüllender Spielfilme mit Mandragora Scream. Deren Intro, Lui vom aktuellen Album Volturna, bot den versammelten Massen genau den düster-mystischen Einstieg, den sie brauchten, um dann gleich ordentlich loszurocken. I’m Going Alone war ein sehr gut gewählter erster Song, und so ging es fort: ein Kracher folgte dem nächsten, das Publikum war von Anfang an sehr gut drauf und klatschte und sang begeistert mit. Killin‘ Game, einer meiner Lieblingssongs und ein echter Ohrwurm, kam genauso zu seinem Ruhm wie Dark Lantern, von dem wir im Interview erfahren hatten, dass es Terrys Lieblings-Live-Song ist.
Die Spielfreude der Band war mit Händen zu greifen und übertrug sich spätestens durch Morgans ausgesprochenen Bewegungsdrang mühelos auf das Publikum. Einige Worte zu Licht und Ton – denn beides gehörte nicht gerade zu den Freuden des Abends: die Luft schien trotz Rauchverbotes und fehlendem (oder zumindest nicht entdecktem) Nebelwerfer leicht rauchgeschwängert, das wie erwartet zunächst noch rudimentäre Licht wurde im Verlaufe des Auftrittes besser, aber vor allem der Ton war eher enttäuschend. Konnte man Gitarrist Terry bei seinen gesanglichen Parts noch sehr gut verstehen, schmolz Morgans Gesang auf ein meist matschiges Rauschen zusammen. Entweder war das Mikro ungünstig eingestellt oder es hatte jemand schlecht aufgepasst.Lacrimas Profundere zeigten sich als adäquater Ersatz für Christian Death, die kurz vor der Tour abgesprungen waren. Klanglich den düstereren Alben der Hauptband nahe stehend und mit hervorragend gespielten, harten Drums und Gitarren, zelebrierten sie ihren „Rock’n’Sad“ sowohl eindringlich als auch die Stimmung weiter anheizend. Sie zeigten sich als das ideale WarmUp vor The 69 Eyes und wurden entsprechend und mit reger Publikumsteilnahme gefeiert. Sänger Rob (korrekt: Roberto Vitacca) war es ein Leichtes, die Zuschauer zum Mitklatschen und „hey hey“-Chören zu animieren. Es wurde sowohl Altes wie auch Neues vorgetragen – natürlich mit Hauptaugenmerk auf den neueren Stücken. Songs wie Dear Amy oder I Did It For You begeisterten die Fans und mit Ave End legten sie sich zum Abschluss noch einmal alle richtig ins Zeug. Die Zugaberufe nach einer knappen Dreiviertelstunde Spielzeit fielen eher vereinzelt auf und wurden aber auch nicht erhört – es war bereits Zeit für den Umbau.
Auch der Auftritt der sympathischen Oberbayern blieb von eher auf Einheitsbrei ausgerichtetem Sound nicht verschont und einige wenige Male gab es sogar Rückkopplungen – alles in allem hatten sie es tonmäßig aber bereits besser getroffen als ihre Vorgänger.
Mit dem Soundcheck und bis zum Auftritt der Finnen ließ man sich angemessen Zeit, um die Stimmung an den exakten Rand des Überkochens zu bringen.
Als dann um 22:22 Uhr (danke, mkno) das typische Intro, Cry Little Sister aus dem „The Lost Boys“-Soundtrack, erklang, war genau dieses Ziel erreicht: die Stimmung kochte über, noch bevor The 69 Eyes auch nur einen Ton gespielt hatten. Die gesamte Band zeigte sich verdammt spielfreudig und lieferte eine grandiose Show ab. Um einiges abwechslungsreicher als die ihre Vorgänger und mit einer perfekten Mischung aus neuen und alten Songs wurde gerockt und gepost, was das Zeug hielt. Standesgemäß wurde die Back in Blood-Tour mit eben diesem Titel eröffnet. Es folgten Never Say Die und The Good, The Bad & The Undead. Sänger Jyrki zeigte sich als hervorragender Entertainer und hatte das Publikum von Anfang an fest im Griff. Bei so viel Begeisterung war es kein Wunder, dass die Anfrage „Are you still here?“ überschwänglich beantwortet wurde. Mit Gothic Girl und The Chair kamen auch alte Klassiker wieder ans Licht und wurden ebenso frenetisch umjubelt wie Kiss Me Undead. Nach langer Vorrede über das Alter der Band – immerhin sind sie schon seit zwanzig Jahren dabei – und einem kleinen Seitenhieb in Richtung eines beliebten Online-Videoportals, das einem eine Live-Überraschung durchaus zu verderben vermag, erklangen die ersten Töne von Wasting The Dawn. Wer Feel Berlin
bislang zu wörtlich genommen hatte, wurde freundlicherweise aufgeklärt: „It’s not a song about singing, it’s a song about feeling!“ Aha. Und: „This song is not about a city, this song is about you!” Weitere drei Songs später war es auch schon Zeit für das vorerst letzte Lied, Devils.
Schnell ertönten Pfiffe, Rufe und endlich auch mal ein handfester „Zugabe“-Chor. Ein wenig Bescheidenheit ob des tollen Publikums gegenüber „this little band from Helsinki, Finland“ folgten Brandon Lee und Lost Boys, bevor damit die Show nun doch endgültig zu Ende ging.
Der Sound hätte insgesamt auch bei The 69 Eyes besser sein können, aber er war okay. An die leicht diesige Atmosphäre hatte man sich ja ohnehin bereits gewöhnt und die Lichtverhältnisse waren, der Location entsprechend, hervorragend.
Alles in allem war es ein sehr schönes Konzert und ein gelungener Abend, den viele Fans noch mit im Rahmen der Aftershowparty ausklingen lassen konnten.
apae