Konzertbericht

Course Death / Through Devastation / Dispotion / MutE NatioN

19. Februar 2010
Chemnitz, Sanitätsstelle
Beginn: 21:00

Etwa eine halbe Stunde nach Einlass in die Chemnitzer Sanitätsstelle sieht die Zuschauerzahl noch recht überschaubar aus, und so wird auf den Beginn des monatlichen Metal Battle noch ein wenig gewartet. Die ursprünglich eingeplanten Band sind, bis auf eine, schon fleißig in den Vorbereitungen, und für Pain in Chains, die aus unbekannten Gründen kurz vorher abgesagt haben, steigen spontan die ortsansässigen Through Devastation in den Ring.

Gegen 21:40 beginnt dann die Show. Den Abend eröffnen MutE NatioN – eine Band, die ebenfalls aus Chemnitz stammt – und zwar mit einem unplugged Gitarrenriff als Einleitung in Lies to Burning Bridges. Damit zeigt der Fünfer gleich zu Beginn, welches Potential in ihnen steckt. Doch leider geht die Melodieführung sowie der wechselhafte Gesang absolut im zu breiigen Soundbett unter. Bei Hardcore/Metal versteht man ja ohnehin häufig nur wenig vom Text, doch in diesem Fall versinken Gesang sowie Growls nahezu vollständig. Kurz darauf wird das Gesamt-Klangpaket zwar etwas besser, doch die Gitarren fangen an zu plärren. Es dauert so seine Zeit bis sich die Ohren daran gewöhnen, bzw. der Toningenieur nachbessert.
Die Stimmung allerdings ist von vornherein tadellos. Das Publikum, nun schon besser bestückt, schwingt, nickt und wedelt das Haupt im Takt, hat Freude und gibt diese auch zurück an die Bühne. Die Beleuchtung indes passt sich sehr dem Supportmäßigen Sound an, erst gegen Ende kommt auch gelegentlich eine dritte Farbe mit ins Spiel. Dem Gesamteindruck tut dies jedoch keinen Abbruch, denn MutE NatioN sind gut. Verspielt setzen sie Taktwechsel und bewusst gesetzte Facetten ein, und so vergeht die Zeit mit Liedern der Marke Fight oder dem sogar als Video ausgekoppelten Moment in her Eyes („feels like forevvvvvooooooooor“ Zitat Sänger Nato) wie im Fluge.
Nach lauten Zugabe-Rufen legen die Jungs sich noch einmal mächtig ins Zeug und ein einen gelungenen Abschluss in Form eines Blur-Covers hin.

Die Umbau-Pause verstreicht schnell und um 22:50 tönt der Satz „Jetzt geht's weiter mit Dispotion.“ aus den Boxen. „Kommt nach vorne, wir wollen die Bude rocken!“ und in der Tat können die Deathmetaller aus Aue auch eben dies: die Bühne rocken... nur dass keiner nach vorne kommt. Der obligatorische Sicherheitsabstand zum Podest, auf dem die Herren ihrem Handwerk frönen, bleibt lange Zeit bestehen, erst nach der dritten oder vierten Aufforderung seitens Kevin, Sänger des Quartetts, treten vereinzelt einige Mutige in den Hohlraum zwischen Masse und Musikern. Der erste Song: Trivia, von ihrem aktuellen Album Dead End Hostage Crisis kann gleich mit doppelläufigen Gitarren und einer starken Präsenz überzeugen. Was zunächst überrascht, ist die Tatsache, dass Dispotion hier ohne Bassist vertreten sind: Der Grund dafür ist der Ausstieg eines ihrer Gitarristen – der zu diesem Zeitpunkt kaum eine Woche zurück liegt – woraufhin der ehemalige Bassist Chris heute zur Gitarre greift. Doch die Jungs beweisen, dass Todesblei auch ohne Bassgitarre richtig grooven kann. Und sobald das Auditorium langsam aufgetaut ist, darf es auch mal Pogo auf Stichwort sein. Auch wenn man die Ansagen nicht wirklich verstehen kann, so spürt man zumindest die stetige Präsenz des Quartetts, die sich vor allem in den Melodielinien der Gitarrenfront manifestiert. Einen gelungenen Abschluss bieten Dispotion mit der Singleauskopplung der Dead End Hostage Crisis, Antipathy! Und gegen 20 vor 12 verlassen sie die Bühne, um Platz für die nächsten zu machen.

Eben diese nächsten sind die eingangs schon erwähnten Through Devastation, die ja für eine andere Band eingesprungen sind. Und nachdem das Schlagzeug ausgewechselt worden ist, beginnt die Show um 0:08 mit einem Keyboard-Intro vom Band. „Kommt nach vorne, bewegt Euch, habt Spaß“ so die Ansage des neuen Sängers der Chemnitzer Formation. Und in Richard, der ja vormals Bassist der Band war, haben die fünf Herren auch eine echte Szene-Hupfdohle an der Front, denn trotz verbundenen Knies, welches auf übermäßige Aktivität eben dessen hinweist, springt und hüpft der Shouter über die Bühne, von der Bühne und hin und her, wie ein Rehkitz zum Frühlingserwachen. Bei Songs wie Empire II oder Stained Sight – welches im Übrigen dem anwesenden Ex-Frontmann Axel gewidmet wird, beweisen die Jungs ein akkurates Maß an Spielfreude und mit Ansagen a lá „Soundmann, ich brauche Deine Hilfe.“ werden technische Schwierigkeiten gekonnt entschärft. Das Publikum hat auf alle Fälle den Höhepunkt seiner Euphorie erreicht, denn besser, lauter und fanatischer kann es in dem nun fast zum Bersten gefüllten – eigentlich eher familiären – Etablissement nicht zugehen; die ausschweifend akrobatischen Darstellungen der Einen fördern zwar blaue Flecken Anderer, doch das scheint niemanden zu stören, die Stimmung ist grandios. Nach der ein oder anderen Aussage politischer Natur machen die Jungs ihren Standpunkt dahingehend in F**k Dich Bastard deutlich und stoßen auf durchgehend positive Resonanz im Publikum. Einen gelungenen Übergang inklusive Werbung für die nächste Band gibt es mit dem Vermerk auf eine Split-CD mit Course Death, die demnächst erscheinen soll.

Kurz vor eins geht es in die nächste Umbaupause, in der übrigens wieder das Schlagwerk ausgewechselt wird. Erschreckend ist allerdings, dass sich der Club binnen weniger Minuten rapide leert. Trotz der Bitte durch Trough Devastation, auch dem Headliner zuzuhören, kann man zu Beginn des letzten Aktes kaum mehr als 30 Leute im Zuschauerraum zählen. Vom Aspekt der Unhöflichkeit gegen Künstler und Veranstalter, aber auch gegen die wenigen verbliebenen Fans einmal abgesehen, bleibt uns nur noch, den Ignoranten Folgendes zu sagen: PECH GEHABT!!! Denn das, was ihr verpasst habt, war schlicht und einfach der Höhepunkt des Abends. Nicht nur das Lichtspiel beweist, dass es doch überzeugen kann – die Eingangstakte in sanftes Lila getaucht, und endlich zeigt der ohnehin schon den ganzen Abend fast inflationäre Einsatz von Nebeleffekten die erwünschte atmosphärische Wirkung; auch der Sound ist schonmal um einiges besser als zuvor. Und die Musiker? Tja, die nehmen's zumindest gelassen, dass kaum mehr jemand da ist: „Wo sind denn die ganzen Leute überhaupt hin? - Ach, scheiß egal.“ Und so machen Course Death, die zum Teil auch hier aus der Region stammen, einfach Party! Die spielerische Qualität, die der Fünfer aufweist, übersteigt die der Vorbands in mancherlei Hinsicht und trotz gelegentlicher Rückkopplungen, die Sänger Fubu rege missfallen, wird eine hervorragende Show geboten. Die Bühnenpräsenz des Quintetts ist außerordentlich, man merkt gleich, dass sie nur darauf gewartet haben, endlich ihr Können unter Beweis zu stellen und spätestens mit dem bekannten Surest Compromise ist die Distanz zwischen Auditorium und Künstlern gänzlich verschwunden. Auch die uneingeschränkte Aufmerksamkeit ist den Jungs gewiss... Während z.B. Klaum seinem Bass mit ekstatisch entrückter Verzückung zu Laibe rückt, sucht indes der Shouter die Publikumsnähe – der Inbegriff von Fankontakt – „Kommt auf die Bühne, habt Spaß mit uns!“ und bei einem kleinen Sing along in Hate Kills darf jeder, der gerne möchte, mal mit ins Mikro schreien.
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ist als letzter Song ausgeschrieben, doch freilich will die Zuschauerschaft das partout nicht gelten lassen. Die Zugabe-Rufe sind mangels Masse weniger laut als bei der letzten Band, doch dafür weit inbrünstiger, und werden frohen Herzens erhört...
mica

 

19.02.2010

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