Konzertbericht

Through Devastation / Last Chance To Die / Gone For Broke / Vengeance Today

24. Oktober 2009
Chemnitzer Clubnacht, Sanitätsstelle 

Die Chemnitzer Clubnacht führt uns in die Sanitätsstelle, einen über­schau­­baren Club im ehemaligen Spinnerei­maschinenbau (Studenten der Philo­sophischen Fakultät und der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften kennen das Gebäude – es liegt direkt bei Universitätsteil 4, der Wilhelm-Raabe-Straße). Nach einer kurzen Runde durch den Club finden wir uns ein lauschiges Plätzchen auf der Empore und Angie macht direkt einige Testbilder aus Sicht eines Scheinwerfers. Wenn das Konzert losgeht, wird sie nach unten verschwinden und von vor der Bühne Fotos machen. 

Gegen neun Uhr füllt sich der Club zusehends, während wir einen herrenlosen Topfdeckel entdecken und für die Ewigkeit festhalten. Das Banner der Hauptband, Through Devastation, hängt bereits und kurz nach halb zehn werden die Musiker von Vengeance Today durch ein freundliches „Ihr sollt anfangen“ auf den Beginn ihres Auftrittes hingewiesen.

Und so geht es 21:40 Uhr also los: Mit einem lang gezogenen „Hiyaah“ des Sängers legt sich der Vierer gleich richtig ins Zeug. Gern springt man auch mal von der Bühne, tigert wild über diese und zelebriert den Pogo der Leidenschaftlichen. Die Texte der Band sind aus dem Leben gegriffen und die große Publikumsnähe verfehlt ihr Ziel nicht – es wird fleißig geklatscht und gejubelt. Leider sind die Musiker eher schlecht ausgeleuchtet; vor allem der Gitarrist befindet sich meist außerhalb jeglichen Lichtpegels, was aber der Stimmung in der Sanitätsstelle keinen Abbruch tut. Auch der Bassist der Band singt gelegentlich mit, und wem das Ganze gefallen hat, der kann sich über folgende Info nur freuen: die Band stellt ihre Songs auf ihrer mySpace-Seite zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Die letzte Handlung des Sängers ist diese: das Mikrofon auf die Bühne zu werfen, und damit ist um kurz nach Zehn auch schon Schluss für Vengeance Today. 

Eine halbe Stunde später geht es bereits mit Gone For Broke aus Chemnitz weiter, und jetzt ist es so richtig voll. Der Vierer, allen voran die Frontfrau machen ihrem Namen alle Ehre. Brachialer Core, von Gitarre und Bass unterstützte Vocals und eine Menge Dynamik lassen niemanden unbewegt. Der Abend wird dem Sänger von Through Devastation gewidmet, da dieser heute seinen letzten Auftritt mit der Band hat. Rauch und Blitzlicht haben ihren ersten Auftritt von Seiten der Technik, und das Schlagzeug hämmert einen teilweise fast technoiden Beat durch die Songs. Die Szenehelden von Hatebreed liefern die Vorlage für ein hervorragendes Cover, das von den Zuhörern begeistert aufgenommen wird. Auch das Publikum wird in die Songs mit einbezogen, so dass auch mal ins Mikro mitgesungen werden kann und bei dieser Gelegenheit auch die Losung des Abends, „gegen Rassismus und Antisemitismus“ ausgegeben wird. Wer die Bands unterstützen möchte, kann am improvisierten Merchandise-Stand EPs und T-Shirts kaufen. Die Frau am Mikrophon weist außerdem darauf hin, dass es im Leben nicht allein um Mode und Klamotten geht, sondern man dann doch „lieber mal Blutspenden“ gehen sollte. Das Publikum bleibt so gut drauf, wie es war, und so wird wieder fleißig gemosht und gepogt, begeisterte Zugaberufe werden schon vor dem letzten Song laut, und auch der eine oder andere Versuch von Stagediving wird gewagt. Kurz nach Elf verklingt dann aber schon der letzte Song dieses Auftrittes. Im Durcheinander aus Jubel und Zugaberufen wünschen Gone For Broke noch viel Spaß mit den folgenden beiden Bands, dann wird auch schon umgebaut. 

Last Chance To Die stehen eine halbe Stunde später auf der Matte und lassen sich von einem mythischen, lichtlosen Intro die entsprechende Atmosphäre verschaffen. Zuerst nur Schattengestalten im Nebel, steigen die Fünf auch gleich wieder voll ein. Zu Beginn ist die Musik mehr zum Mitwippen geeignet, so dass der obligatorische Moshpit noch ein wenig auf sich warten lässt. Mit „Guten Abend, Chemnitz“ werden die dicht gedrängten Anwesenden begrüßt, und schon wenig später wird der Pogo zaghaft wieder eröffnet. Vor allem musikalisch sind Last Chance To Die zwar weniger melodisch, doch insgesamt noch eine Spur besser in Form als die bisherigen beiden Bands. Soundmäßig kommt es leider immer wieder vor, dass die Boxen – zum Beispiel bei längeren reinen Bass-Passagen – empfindlich übersteuern. Nur unterbrochen durch den dezenten Hinweis „Wir haben auch Shirts mitgebracht – kauft euch welche“, geht es Song für Song durch die Setlist des Abends. Vor allem Melody Of Destiny und der letzte Song, Down On Your Knees, prägen sich besonders ein, und auch an einem Hauch von Selbstironie mangelt es der Band nicht: „Das nächste Lied ist gedacht zum Mitsingen. Einige kennen’s vielleicht. Die, die’s nicht kennen: brüllt einfach, bei unserer Musik versteht ihr sowieso nichts.“ Auch akrobatische Einlagen von Seiten aller Beteiligten werden nun geboten – allerdings misslingt aufgrund Platzmangels und nicht ganz optimaler Bedingungen so manches Rad. Die letzte Amtshandlung Marcus Lenks, seines Zeichens Sänger der Marienberger, ist natürlich die Ankündigung der Hauptband Through Devastation: „Habt ihr Bock auf die?“ – Was natürlich mit frenetischem Jubel bejaht wird. Um kurz nach Zwölf ist auch dieser Auftritt beendet. 

Der Umbau für  Through Devastation geht schnell, so dass das letzte Konzert mit Axel als Frontmann (kurz zuvor wurde die in musikalischen Differenzen begründete Trennung des Sängers von der Band u.a. via mySpace bekannt gegeben) pünktlich um 00:24 Uhr beginnen kann. Ein ruhiges, mythisches Intro hat genau den richtigen Effekt: aller Augen sind auf die Bühne gerichtet, Rauch und grünes Licht tun ihr Übriges, und dann…

…geht es direkt zur Sache: Schlagzeug und Gitarre sind die ersten, die dem 100 Mann übersteigenden Publikum ordentlich einheizen. Die Vocals teilt sich der scheidende Sänger mit seinem künftigen Nachfolger Richard (bisher Bass und Backing Vocals) und die Stimmung hat ihren endgültigen Höhepunkt erreicht. Die Gäste gehen voll mit, lassen sich mitreißen und zeigen, dass man auch – oder gerade – in gedrängten Scharen dem Pogo frönen kann. Das verdient natürlich eine Danksagung seitens der Band. So muss ein erfolgreicher Abend aussehen. Die Band wird angemessen gefeiert, und mehr muss man eigentlich auch gar nicht dazu sagen. Gegen Ende der Show kommen auch die Musiker der vorigen Bands mit auf die Bühne, um noch mal ordentlich die Sau rauszulassen. Klar ist vor allem dieses: die Zugaberufe nach Hellfire waren verfrüht, denn „so weit sind wir noch lange nicht“. 

Für uns ist es das aber doch, denn wenn wir zumindest noch einen Blick in einen der anderen fünf an der Clubnacht beteiligten Clubs werfen wollten, so sollten wir uns jetzt langsam auf den Weg begeben… 
apae

 

24.10.2009

rechts