Konzertbericht
Alice Cooper / The Treatment
20. Oktober 2011
Stadthalle Chemnitz
Einlass 19:00 Uhr
Beginn 20:00 Uhr
Die Uhr zeigt 19:55 und das Licht wird abgedunkelt. Auf der Bühne bewegt sich etwas, doch noch nichts passiert. Plötzlich wird die Bühnenbeleuchtung angeschmissen und die Jungs von The Treatment eröffnen den musikalischen Abend. Diese wirklich junge Band aus Cambridge, und damit ist nicht das Bandalter, sondern das Alter der Bandmitglieder gemeint, welche man auf Anfang 20 schätzen könnte, zeigen von Anfang an das volle Programm. Musikalisch perfekt abgerundeter Hardrock ist keine Selbstverständlichkeit für den Nachwuchs. Das einzig Wehleidige auf die Dauer ist die etwas sehr hohe Stimmlage des Sängers, der permanent versucht, die Töne einer Sopranistin im Moskauer Bolschoi-Theater zu erreichen. Zugute kommt ihm aber, dass es sicherlich nicht einfach ist, bestimmte Textpassagen im hohen C zu singen, wenn sie einen gewissen Grad an Schrei verlangen.Neben dem etwas schlaksigen Sänger gehören auch noch zwei Gitarristen und ein Bassist zu The Treatment, die es aber durch ihren Einsatz auf der Bühne schaffen, das Publikum zu begeistern. Besonders sticht dabei der Bassist ins Auge, der mit seinen 20 Jahren, freiem Oberkörper und einem minimalen Ansatz von Hüftspeck über der hautengen Hose alle Blicke auf sich zieht. Man muss als Rockstar definitiv keinen Waschbrettbauch besitzen, um gute Musik machen zu können.
Das Ende der Supportband ist pünktlich um 20:30 Uhr gekommen. Die Crew braucht nun etwas Zeit, um die Bühne für den Altmeister anständig vorzubereiten. Besonders auffällig ist das riesige Banner vor der Bühne, mit dem Leitmotiv der Tour bedruckt, das die Sicht auf das restliche Geschehen verbirgt. Der Einmarsch der Presse in den Bühnengraben um 20:50 Uhr deutet an, dass es gleich losgeht.
Um 21:02 Uhr ertönen die ersten Klänge und der bannerartige Vorhang fällt. Alice Cooper steht auf einer ziemlich hohen, mobilen Treppe und lässt sich zu The Black Widow gebührend begrüßen. Abgerundet wird dieser Opener durch die funkensprühenden Hände von Alice.
Nach einigen Schätzen seines Repertoires erreicht der Auftritt seinen ersten Höhepunkt: Unter starker Beteiligung des Publikums erbebt der Saal bei No More Mr. Nice Guy. Natürlich darf im Anschluss der tobende Applaus nicht fehlen. Besagter Applaus ist noch nicht mal vorbei, da setzt die Band zum nächsten Song mit einem extrem langen Intro an, und alle wissen sofort, welcher Song folgt - Hey Stoopid. Auch für den darauf folgenden Song hat sich Alice etwas Besonderes ausgedacht. Er stolziert singend mit einem Albino-Python um den Hals über die Bühne. Halo of Lies ist der letzte Song in der ersten Halbzeit und um seinen kurzen Ausflug hinter die Bühne gebührend vorzubereiten, wird die Band kurzerhand mit Säbeln in den Händen dirigiert. Als Alice die Bühne verlässt, zeigen die einzelnen Bandmitglieder nach und nach, was sie können. Als Gitarrist Steve Hunter die Bühne frei macht und Bassist Chuck Garric in Zusammenarbeit mit Drummer Glen Sobel ein Ständchen hinlegt, bei dem das Publikum direkt mit eingebunden wird, steigt die Stimmung im Saal erheblich. Man muss dazu noch sagen, dass der Drummer zu seinem Spiel auch noch artistische Einlagen mit den Sticks zum Besten gegeben hat.Nach der kurzen Pause erscheint Alice in einer Jacke mit der Aufschrift "New Song". I’ll Bite Your Face Off erfreut sich großer Beliebtheit im Publikum. Das Konzert steigert sich mit einer grandiosen Bühnenshow. Alice wird von einem gespielten Paparazzo auf der Bühne verfolgt und zum Song Feed My Frankenstein singt eine überdimensionale Puppe. Direkt im Anschluss, mit der Ansage "Raise your Hands in your Poison" ertönt der passende Song im Saal. Nach diesem Song und nach weiteren Konfrontationen mit dem Paparazzo wird Alice auf einer Guillotine hingerichtet, passend zu I Love The Dead. Der krönende Abschluss der Veranstaltung erfolgt mit School's Out, zu dem Alice im verspiegelten Frack Konfetti in die Massen schießt. Eingefügt in den letzten Song ertönen auch Passagen von "Another Brick In The Wall". Damit war das Ende des Konzertes gesetzt, die Uhr zeigt 22:31, doch die Schreie nach einer Zugabe sollten nicht abbrechen. Alice kommt mit einer Deutschlandfahne zurück auf die Bühne und nach dem Song Elected zeigt er sein Shirt unter dem Frack – ein Trikot der Deutschen National Elf, Nummer 18, Cooper – und verabschiedet sich mit einem "Happy Halloween".
melf