„Ich lieb die Fans über alles, das ist für mich das Wichtigste auf der ganzen Welt.“

Wer den Namen Doro Pesch hört, weiß, auch wenn er selbst keine Ahnung von der Szene hat, dass es sich nur um eine handeln kann. Die Königin des Heavy Metal – mit Fug und Recht darf man behaupten Doro hat Geschichte geschrieben, Geschichte der Rockmusik.

Die erste Frau, die auf dem legendären Monsters of Rock Festival die Ehre hatte, zu spielen, die Frau, die in Amerika – und nicht nur dort – als das Aushängeschild der deutschen Hardrock- und Metalszene gilt. Duette mit Lemmy Kilmister oder Gene Simmons, Weltweite Tourneen z.B. mit Judas Priest, Echo-Award, mehr als 25 Jahre Bandgeschichte, 2500 Konzerte...

... und trotz alledem ist Doro absolut bodenständig geblieben.

Musik erfüllt mich eigentlich jeden Tag. Auch wenn es mal schwierige Zeiten waren, Musik hat mich immer durchgebracht, mir ganz viel Kraft und Power gegeben.“

 

Die gelernte Typographin ging eines Tages zu ihrem Chef, um ihm mitzuteilen, dass sie sich für eine Zukunft im Musikbereich entschieden hatte, das war 1986 gewesen – seitdem ist sie Profimusikerin, doch angefangen hat alles schon viel früher...
„Ja, ich war ja schon, seitdem ich 3 Jahre alt war, ein totaler Musikfan, das hat also schon ganz früh angefangen. Ich wollte immer Sängerin werden, und dann hatte ich meine allererste Band mit 15/16, dann hatte ich noch ein paar andere Bands, und dann haben wir uns als Warlock zusammengefunden, das war dann recht erfolgreich, und hat uns dann auch den Durchbruch gebracht. Ich habe nebenbei, so in den Anfängen, noch eine Lehre gemacht, aber ich hab schon gemerkt: das Herz schlägt so für Musik; das ist es, wo ich mich in meinem Element fühle. Und dann habe ich gedacht: Ich möchte das gerne als Beruf machen.“

Die Band ist meine Familie, die Fans, die Roadcrew.“

Nachdem der erste Schritt getan war, hieß es aber noch lange nicht, ausruhen – das Leben eines Musikers ist oft anstrengender, als man denkt. Ob bei der Produktion eines Albums oder auf Tour, der Tagesablauf ist genauso durchstrukturiert wie bei jedem anderen Job auch, obwohl vielleicht die Arbeitszeiten etwas anders liegen. Ob die Nacht für das Einsingen und Spielen der einzelnen Stücke verwendet wird, oder um Shows zu spielen, Doros Arbeitstag endet meist erst in den frühen Morgenstunden, da bleibt nicht viel Platz für Privatleben. Das mag für manch einen vielleicht erschreckend klingen, und in der Tat stellt man sich das Leben eines Musikers häufig ganz anders vor, doch allen Entbehrungen, aller schlechter Erfahrung zum Trotz hat Doro sich für diesen Weg entschieden. Es gibt schöne Zeiten, aber auch weit weniger schöne. Solche Momente gibt es immer wieder; die ganze Karriere ist ein ewiges auf und ab, „es ist nie so, dass man sich auf den Lorbeeren ausruht,“ denn man weiß nie, was als nächstes kommt.
„...also wie die erste Platte raus gekommen ist, die haben wir einfach aus Spaß, aus Jux und Tollerei gemacht, und hinterher wurde es auch Geschäft, die großen Plattenfirmen, die haben uns dann unter Vertrag genommen. Danach wurde es schon ziemlich anders, Business, da musste man sich auch erst dran gewöhnen... da sind auch viele Tränen geflossen, muss ich sagen, denn eigentlich hatte man Musik gemacht, weil man es als Hobby machen wollte, und wie's dann zum Beruf wurde, das war dann doch sehr heftig teilweise.“

 

Doros Erfolgsrezept? „Dranbleiben und weiterkämpfen!“

„...also z.B. in den 90ern, da wurde Grunge auf einmal so hochgehandelt, die Musik, die wir gemacht haben, stand da hinten an, das war unheimlich schwer, aber ich hab immer gedacht: „Dranbleiben und weiterkämpfen!“ Und 1999/2000 merkte man, dass es wieder einen Aufschwung gab, und jetzt im Moment ist Rock und Metal wieder so groß, wie in den goldenen 80ern!“
Dabei findet Doro überall Inspiration, ob sie nachts vorm Einschlafen noch schnell eine Idee festhält, oder ob sie auf ihren Reisen in die große weite Welt, erkennt, wie wundervoll eigentlich die Heimat sein kann. Erschreckende Erkenntnisse sind ebenso prägend wie die Herzlichkeit der Fans, und diese sind für die Rock-Ikone das Wichtigste, was es gibt. Das Feedback ihrer Bewunderer ist Gold wert, doch dabei kann es schonmal passieren, dass ein Fan ihr zu nahe tritt, und wenn man auf einmal im eigenen Bett einen fremden Mann vorfindet, kann einem das schon zu denken geben...

 

Ihr Lieblingsplatz: „auf der Bühne“

Nach so viel Zeit unterwegs ist der Tourbus beinahe ihr Zuhause geworden. 15 Jahre hat sie in Amerika gelebt, doch Mitte der 80er befürchtete die Queen des Rock ihre Wurzeln zu verlieren, und seitdem hat sie zwei Wohnsitze, in New York und in ihrer Heimat, Düsseldorf.
Doch der schönste Platz auf Erden ist für sie die Bühne, und wenn es noch so viele davon gibt – nämlich mindestens 2500 – ist doch letztlich jeder Tag auf der Bühne irgendwie einzigartig; man weiß nie, was einen erwartet.
„...wenn ich merke, an dem Abend ist die Stimmung so richtig richtig grandios, und wenn's dann raus auf die Bühne geht und der Abend wird wirklich wundervoll, wenn es nicht jeden Tag gleich ist. Es ist halt immer wieder von neuem ganz spannend. Und es gibt manchmal im Jahr wirkliche Highlights, wo man gar nicht weiß, wieso; es können manchmal die kleinsten oder größten Hallen sein, manchmal total unerwartet... Das ist für mich der perfekte Tag. Wenn es ein ganz tolles Konzert mit emotionalen Augenblicken ist, das ist für mich das Optimalste.“

2500 Konzerte – das hört sich unglaublich an, ist aber wahr. Die Fans haben sie gezählt... auch wenn nicht jeder einzelne Konzert mit aufgezählt werden kann, so kann die Liste eine beachtliche Anzahl an Großereignissen aufweisen... findet man doch in eben dieser Liste z.B. die 1987er Tour zusammen mit Judas Priest (denen Doro zum Dank für eine tolle Zeit z.B. ihr Cover von Breaking the Law gewidmet hat, welches nunmehr als fester Bestandteil ihrer eigenen Setlist zu sehen ist), oder auch, dass Doro als Headliner auf dem allerersten Flight of the Walkyries Festivals, welches ausschließlich den weiblichen Stimmen im harten Musikbereich gewidmet ist, aufgetreten ist... und so viele mehr, die es sicher unzählige Worte bräuchte, sie aufzuzählen. Einfacher ist es wohl ihre eigenen, persönlichen, Highlights anzubringen:
„...das legendäre Konzert in Castle Donington, das war 1986, wo wirklich alles angefangen hat. Danach hatten wir das Gefühl gehabt, da wurde es was. Das war noch zu Warlock-Zeiten... Das war ein Moment, dann noch die Studio-Sachen zusammen mit Lemmy... unvergesslich. Wenn ich eingesungen habe, hat er mich immer kurz vorher umarmt, und hat mir ein Küsschen auf die Stirn gegeben, gesagt „Jetzt Doro, jetzt!“ und so, und „Ich bin bei Dir, Du schaffst das.“ Und dann habe ich gesungen wie... ja, wie ein junges Vögelchen. Und der dritte Moment... ich würde sagen, das war, wo wir Wacken gespielt haben, mit Orchester. Und das war mit einer der unglaublichsten Momente. Das war... wow... Also das war vor ein paar Jahren, wir haben's auch auf einer DVD festgehalten. Aber es gab noch so viele andere schöne Momente, also... auch das Jubiläumskonzert, das letzte, das war am 13. Dezember 2008, das 25jährige. Das war mit eines der schönsten und längsten Konzerte, die wir je hatten, das ging so 3 ½ Stunden, mit ganz ganz vielen Gästen, viele Gäste haben mich da überrascht... die Scorpions waren da, und die ganzen Frauen des Metals und Rock, Bobby Blitz von Overkill, alle möglichen Leute kamen dahin und haben gefeiert, Regina Halmich, die Box-Weltmeisterin, hat mich angesagt, das war auch so'n Highlight. Ja, also das muss ich auf jeden Fall noch mit in die Highlights nehmen.“
mica

 

01.03.2010

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