Asp: "Schöpfer schöner Dinge zu sein, so habe ich mich auch immer gefühlt"

Asp und ASP
1999 – Ein Jahrhundert läuft auf sein Ende zu und zwei Menschen steuern den Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit an. Sicher keine Seltenheit, aber Faktum.
Die Herren Alexander Spreng und Matthias Ambre, beide bereits im Musikbusiness aktiv, entschließen sich, eine Band zu gründen. Da Spreng Sänger und dadurch zwangsläufig auch Aushängeschild dieses Projektes ist, beziehungsweise sein soll, ist die Entscheidung, sich seines Spitznamens – Asp – zu bedienen, durchaus naheliegend. Um indes eine Verwechslung von Sänger und Band zu vermeiden, entscheidet man sich für eine simple Änderung der Schreibweise, und fortan wird der Bandname in Versalien geschrieben, also ASP.
Das Projekt besteht bei seiner Geburt aus nur zwei Mitarbeitern, und da keine Live-Aktivitäten geplant sind, scheint diese minimale Besetzung nicht hinderlich.

Der schwarze Schmetterling breitet seine Flügel aus
Letztlich hat man sich doch anders entschieden, wohl zur Freude einer ganzen Horde von Fans.
Das Jahr der Jahrtausendwende bringt nebst einiger neuer Mitglieder – so auch die bis heute zur ASP-Familie gehörenden Andreas Gross (Bass) und Oliver Himmighoffen (Schlagzeug) – einen Plattenvertrag, den ersten Live-Auftritt und das Debüt-Album.
Und das Rad der Zeit dreht sich weiter... es geht bergauf, man erlangt größeren Bekanntheitsgrad, veröffentlicht weiteres Material. Doch leider läuft nicht immer alles glatt...

Konkurs -  „man macht ein neues Album und das verpufft dann so“
Leider gibt es auch in der Karriere der Frankfurter Tiefpunkte. Ein schwerer Schlag: die Insolvenz der EFA, ironischerweise könnte man den zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden Zustand wohl als "Weltunter" bezeichnen.
"Als diese Platte heraus kam, hat kurz danach, also wirklich sehr sehr kurz danach, unser damaliger Vertrieb pleite gemacht und unsere niegelnagelneuen CDs hingen in der Konkursmasse fest."

Alice, Emma oder Garg – ein schöpferischer Geist hat viel zu bieten
Aufgeben ist was für Menschen ohne Tatendrang. Und während man sich musikalisch selbst irgendwie "Aus der Tiefe" holt, scheinen der Kreativität von Mastermind Asp keine Grenzen gesetzt zu sein. Es ergibt sich auch in anderen Bereichen die Möglichkeit, "Schöpfer schöner Dinge zu sein! Und so hab ich mich auch immer gefühlt."
Dazu gehören in diesem Fall diverse Ausflüge in die Gefilde weiterführender  literarischer Entfaltung. So entstehen nebst Textbüchern und der „Kleinen Ballade vom Schwarzen Schmetterling“ (illustriert von Pit Hammann) Comics aus der Zeichenfeder Ingo Römlings, die Johann Salamander -Geschichten, wobei z.B. der Fall Varieté Obscur auf dem gleichnamigen ASP-Lied beruht – enthalten u.a. auf der Sonderedition der Single Werben (Deluxe-Variante) sowie in einer Live- und Unplugged -Version von der
Von Zaubererbrüdern
-Tournee.
Neben ASP, die stilistisch durchweg vielseitig, dennoch immer irgendwo Rock sind - "weil mein Herz einfach der Rockmusik gehört, schon immer." - kommt es zur Kooperation und letztlich zur Akustik-Tournee  mit Musikern anderer Bands. Adaptiert wird hier das Kinderbuch Krabat aus der Feder des Otfried Preußer.

Ein dutzend Jahre ziehen ins Land und jetzt?
2011 – Ende der Zusammenarbeit zwischen Spreng und Ambre.
Ein lautes WARUM? geht durch die Reihen der mittlerweile stark gewachsenen Fanbase, viele verstehen das nicht, viele wollen es gar nicht erst verstehen.
Manchmal jedoch ist es einfach besser, eine Beziehung zu beenden als sich an einen Strohhalm zu klammern und das unausweichliche Ende nicht sehen zu wollen...
"...denn Musik ist schon fast wie eine Liebesbeziehung, es ist einfach was sehr Intimes, was man teilt. Und wenn [man] da aber nicht die gleiche Sprache spricht, dann wäre das aufrecht erhalten wirklich nur, weil man vielleicht Erfolg hat, weil man gutes Geld verdient, aber so bin ich als Künstler nicht. Für mich steht die Musik eben immer an erster Stelle und nicht der Erfolg [...]

Am Ende war es eben kein Dreamteam mehr, so wie es war, als es begonnen hat, [...]wir haben überhaupt […] keine Basis mehr miteinander gehabt. Und dann zusammen Musik zu machen, dass wäre mir unmöglich gewesen."

Resultat dieser Trennung ist nicht nur ein freier Platz in der Band - "Das war ja eine Mehrfachbelastung in Personalunion vorher." Man muss, nebst der Suche nach einem adäquaten Gitarristen, auch nach einem Produzenten Ausschau halten. Und wie so häufig im Leben, kommt es am Ende doch anders als geplant – zumindest tendenziell in diesem Fall:
"Lutz Demmler hab ich dann einfach deswegen gefunden, weil wir uns schon sehr lange kannten und uns auch immer gut verstanden haben. Und mit ihm hab ich dann auch die Platte zusammen produziert. [...] Dass er dann auch nachher auf der Bühne stehen wird um Gitarre zu spielen, das hat sich dann eigentlich erst im Laufe der Zeit herauskristallisiert.

Und er hat aber noch einen zweiten Gitarristen mit in die Band gebracht, der sehr virtuos an seinem Instrument ist und das ist der Sören Jordan."

Der Vorteil an dieser neuen Konstellation ist eine Erweiterung der Möglichkeiten vor allem auf der Bühne, denn anstelle eingespielter Samples "es wirklich live zu spielen mit zwei Gitarristen, das macht viel Spaß."

Fremd?
Die Kritiken zum aktuellen ASP-Album fallen mitunter nicht nur positiv aus.
"[…] weil es auch sperrig ist, weil die Leute keinen Zugang dazu finden, teilweise. Und ich muss ganz ehrlich sagen, mir gefällt das eigentlich sehr sehr gut. Weil es mir beweist, dass es etwas ist, mit dem man sich auseinandersetzen muss, auf die eine oder andere Art, und das Ergebnis ist immer ein anderes."

Nichtsdestotrotz, oder vielleicht gerade deshalb, hat der Silberling Platz 9 der Deutschen Album-Charts erreicht.

"Ho, wer sind denn eigentlich diese komischen ASP?"
So, oder so ähnlich, stellt sich Sänger Asp die Reaktionen der gemeinen – und nicht zwingend genreorientierten – Charts-Hörer vor.
"[...]und da interessiert sich vielleicht auch das eine oder andere außer-szenische Blatt für einen, [...] das ist dann aber auch sofort wieder vorbei."

Die Kurzlebigkeit eines Erfolges ist in unserer Welt keine Seltenheit, da erscheint die Erkenntnis "Man ist in den Charts und das war's." zunächst eher bitter. Die Zeiten, in denen eine solche Bestätigung der eigenen künstlerischen Leistung von zusätzlichem Vorteil gewesen sein mögen, sind vorbei. "Es hat wirtschaftlich überhaupt keine Auswirkungen. Also wir sind jetzt nicht über Nacht reich und berühmt geworden."
Das wäre indes eine schlimme Erkenntnis für einen Künstler, dessen Ziel eben dieses reich und berühmt werden wäre. Die Asp'sche Zielsetzung dagegen hat vielmehr etwas von "ein[em] kleine[n] Rebell[en]. Man fühlt sich so ein bisschen wie der Stachel im Fleisch [der] Major-Companies. Aber im Grunde ist das sehr bedeutungslos."

Denn das Wichtigste für einen Musiker, dessen Herz an seinem Werk hängt, lässt sich so wunderbar einfach, und doch treffend ausdrücken:
"An einem guten Tag ein paar schöne Zeilen geschrieben zu haben, dass erfüllt mich am allermeisten."

mica

 

 

21.02.2012

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